Kerstin hat eine psychische Erkrankung und ist verschuldet. Obst und Gemüse kann sie sich oft nicht leisten, weil sie zu wenig Geld hat.
Wir kennen Kerstin seit 2016. Damals hat sie sich bei uns gemeldet, weil wir nach Menschen gesucht haben, die sich abgehängt fühlen. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben. Fast acht Jahre nach unserer ersten Begegnung treffen wir sie wieder und sprechen mit ihr über ihren Kampf um einen Arbeitsplatz, die schwierige Therapieplatzsuche und warum sie sich oft abgehängt fühlt.
Im Film erzählt sie uns, warum Hilfsangebote oft nicht zu ihrem Alltag passen und was ihr für Menschen mit Behinderung gerade besonders Sorge macht.
Kerstin hat unter anderem eine Depression und eine Posttraumatische Belastungsstörung und war immer wieder in stationärer Behandlung.
In Deutschland erhalten jedes Jahr 18 Millionen Menschen die Diagnose für eine psychische Erkrankung. Laut Bundespsychotherapeutenkammer beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz im Moment fünf Monate. Am längsten müssen Menschen warten, die auf dem Land wohnen.
In ihren Wahlprogramm schreiben die Parteien zu Therapieplätzen:
- CDU/CSU: „Wir wollen die ambulanten und stationären Versorgungsangebote für psychische Erkrankungen bedarfsgerecht verbessern, insbesondere für Kinder und Jugendliche.“
- SPD: „Für junge Menschen in psychisch schwierigen Lebenslagen streben wir bundesweit niedrigschwellige, auch digitale Beratungsangebote an. Wir arbeiten weiter konsequent daran, dass alle Menschen, die eine Psychotherapie benötigen, zügig einen Therapieplatz erhalten. Der mutige Schritt, eine Psychotherapie zu machen, darf nicht zum Nachteil im Berufsleben werden.“
- Grüne: „Alle Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, sollen im Bedarfsfall niedigschwellige Zugänge zu passgenauen psychosozialen und therapeutischen Ange- boten haben. Deswegen werden wir Therapieplätze und psychiatrisch-psychosoziale Krisendienste bedarfsgerecht ausbauen sowie die Bedarfsplanung für psychothera- peutische Angebote modernisieren. Dabei nehmen wir besonders Kinder und Jugend- liche in den Blick. (…) Lücken im Übergang von stationärer Therapie zur ambulanten Re- integration möchten wir schließen. (…) Bewährte Anlaufstellen wie die Nummer gegen Kummer und andere Beratungsstellen brauchen eine bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung.“
- FDP: „Auch in der psychischen Gesundheit und im Bereich Mental Health wollen wir durch Entstigmatisierung und niedrigschwellige, digitale Angebote die Lebensqualität der Betroffenen stärken. Wir setzen uns für eine bessere psychotherapeutische Versorgung ein und wollen die Wartezeit auf einen Therapieplatz auf unter vier Wochen verkürzen. Bis zur Verkürzung der Wartezeiten wollen wir das Kostenerstattungsverfahren unbürokratischer machen und stärker standardisieren.“
- Die Linke: „Daneben ist es notwendig, dass die Versorgung massiv ausgebaut wird: nicht nur, aber vor allem für Kinder und Jugendliche. Denn die psychotherapeutischen Angebote decken in vielen Regionen bei Weitem nicht den Bedarf. Solange nicht genügend zugelassene Psychotherapeut*innen zur Verfügung stehen, müssen Therapien unbürokratisch über das Kostenerstattungsverfahren ermöglicht werden. Dafür brauchen wir eine grundlegende Reform der Bedarfsplanung für vertragspsychotherapeutische Kassensitze, die sich nach dem realen Bedarf richtet.“
- AfD: keine konkreten Forderungen zum Thema Therapieplätze und psychotherapeutischer Versorgung
- BSW: keine konkreten Forderungen zum Thema Therapieplätze und psychotherapeutischer Versorgung; „Psychotherapie und die schlichte menschliche Betreuung kommen unter die Räder.“
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