Bildungskrise: Deutschland, was tun? Folge 1

Ihr habt euch das Thema „Bildungskrise“ gewünscht – und wir haben deshalb mit Grundschullehrerin Katja eine Demo in Frankfurt besucht.

Denn das deutsche Bildungssystem leidet unter verschiedenen Problemen: Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder armer Eltern haben in Deutschland deutlich schlechtere Chancen auf einen guten Schul – oder gar Hochschulabschluss. Und das obwohl jedes Kind das gleiche Recht auf Bildung hat.

Auch – umstrittene – Studien wie PISA zeigen, dass es an Deutschlands Schulen nicht rund läuft: Die Lesekompetenz wird immer schlechter, der Anteil sogenannter „leistungsschwacher“ Schülerinnen und Schüler steigt.

Was also muss sich ändern?

Katja hat uns erklärt, warum so viele Lehrerinnen und Lehrer an Burnout erkranken, wieso sie den Schulalltag immer schwieriger findet und was Deutschland aus ihrer Sicht tun muss.

Außerdem hört ihr, was die Landesschüler*innenvertretung Hessen zu den Problemen an Deutschlands Schulen zu sagen hat.

In ihren Wahlprogramm schreiben die Parteien sehr viel zum Thema Bildung von Kita bis Berufsschule und Studium, von Deutschkursen bis Digitalpakt.

Wir haben uns deshalb auf die Punkte konzentiert, die Grundschullehrerin Katja in unserem Film angesprochen hat: den Lehrkräftemangel, die hohe Belastung (also mentale Gesundheit, Verwaltungsaufwand, Ganztagsbetreuung etc.), den Föderalismus und Social Media.

CDU/CSU:

  • Wir forcieren den Ausbau ganztägiger Bildungsangebote für Grundschulkinder. Jedes Kind soll individuell mehr gefördert und gefordert werden. Klar ist: Lesen, Schreiben und Rechnen sind die Grundlage für jeden Bildungserfolg.
  • Social-Media-Nutzung kritisch in den Blick nehmen. Die frühe Nutzung von Social Media hat Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Lern- und Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, auch in der Schule. Diese werden wir schnellstmöglich wissenschaftlich basiert bewerten und ein Maßnahmenpaket zur Stärkung von Gesundheit- und Jugendmedienschutz vorlegen.
  • Wer bestellt, bezahlt. Wir orientieren uns am Grundsatz der Konnexität. Für uns ist klar: Wer eine Leistung veranlasst oder ausweitet, muss für ihre Finanzierung aufkommen. Besonders darauf zu achten ist, wenn Bundesgesetze oder andere Maßnahmen des Bun- des bei den Ländern und Kommunen zu Mehrausgaben oder Mindereinnahmen führen.

SPD:

  • Der Mangel an Fachkräften darf nicht zur Achillesferse unseres Bildungssystems werden. Gut qualifizierte Fachkräfte in ausreichender Zahl sind die entscheidende Voraussetzung für mehr Kitaplätze, den Ganztag im Grundschulalter, bessere Bildungsqualität, einen Ausbau der Betreuungszeiten und eine Reduzierung von Schließzeiten. Wir wollen daher eine Fachkräfteoffensive für Kitas und Schulen verbindlich zwischen allen Bundesländern vereinbaren, die unter anderem den Ausbau von Ausbildungskapazitäten, eine entlohnte Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, multiprofessionelle Teams, die verstärkte Ansprache von Quereinsteigenden aus anderen Berufen sowie den Ausbau vollzeitnaher Tätigkeit bei den meist weiblichen Beschäftigten umfasst.
  • Der ab 2026 schrittweise geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ist für mehr Chancengleichheit ebenso zentral wie für mehr Verlässlichkeit in der Bildung – und er gilt! Dort, wo wir in politischer Verantwortung sind, werden wir ihn zuverlässig einlösen und für eine gute Qualität des Angebots Sorge tragen.
  • Kitas und Schulen müssen attraktive Lern- und Arbeitsorte mit guten Arbeitsbedingungen sein. Um auch bei den vielen anstehenden Neubauten und Sanierungen bestmögliche Standards für zeitgemäße Kita- und Schulgebäude zu erfüllen, wollen wir deshalb mehr Anreize für Träger schaffen.
  • Wir müssen zum Beispiel kraftvoll in Bildung investieren (…). Nicht allein der Bund, auch Länder und Kommunen brauchen dafür die nötigen finanziellen Spielräume. Wir schlagen deshalb einen Zukunftspakt Bund, Länder, Kommunen vor. Dazu gehört die bereits beschriebene Reform der Schuldenregel, um auch den Ländern mehr finanziellen Spielraum zu verschaffen.
  • Die Steuereinnahmen aus Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie Vermögensteuer stehen den Ländern zu, in deren Verantwortungsbereich die Bildungspolitik liegt. Es ist daher unser Ziel, dass die Länder die aufgrund unserer Reformen erzielten Mehreinnahmen für die dringend erforderliche Stärkung und Modernisierung des Bildungssystems aufwenden.

Grüne:

  • Mit einem „Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung“ wollen wir Hand in Hand mit Ländern und Kommunen bundesweit für mehr Chancen- und Generationengerechtigkeit sorgen. Dadurch sorgen wir für moderne und barrierefreie Schulgebäude mit digital aus- gestatteten Klassenzimmern, attraktiven Bewegungsräumen, dichten Dächern und funktionierenden Toiletten. Wir schaffen mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schul- psychologie und Inklusion in multiprofessionellen Teams.
  • Wir streben eine höhere gesellschaftliche Anerkennung des Lehrberufs an, um insbesondere den Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfälle zu bekämpfen.
  • (…) begreifen wir als Daueraufgabe von Bund, Ländern und Kommunen, in die wir weiter investieren werden. Genau wie in den Ausbau guter ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote.
  • Wo verfassungsrechtliche Beschränkungen zuverlässige und notwendige Investitionen in Bildung aktuell verhindern, werden wir mit den Ländern gemeinsame Ziele und tragfähige Lösungen vereinbaren, um die großen Herausforderungen im Bildungs- system erfolgreich gemeinsam zu bewältigen und auch über neue Gemeinschafts- aufgaben im Grundgesetz sprechen. Das Kooperationsverbot wollen wir abschaffen.
  • Zudem wollen wir die Länder bei der Fachkräftegewinnung unterstützen – etwa durch duale Studiengänge, Ein-Fach-Lehrkräfte und Wege für Quer- und Seiten-einsteiger*innen. Gemeinsam fördern wir gesunde Arbeitsbedingungen, inklusive Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte.

FDP:

  • Wir Freie Demokraten fordern daher eine grundlegende Reform des Bildungsföderalismus, die einheitliche Standards und eine stärkere Rolle des Bundes in der Bildung möglich macht und in deren Rahmen die Finanzverteilung zwischen Bund und Ländern so geändert wird, dass der Bund die nötigen Finanzierungs-verpflichtungen übernehmen kann. Bis zur entsprechenden Umsetzung unterstützt der Bund Vorhaben ausnahmsweise im Rahmen der Kompetenzzuweisung des Grundgesetzes, der Länderanteil muss dem strikten Grundsatz der Zusätzlichkeit (also neue Mittel) folgen. Darüber hinaus sollen Kooperationen zwischen dem Bund auch nur mit einem Teil der Länder ermöglicht werden.
  • Nicht nur unser Bildungssystem braucht ein Update, auch viele unserer Schulen sind Sanierungsfälle. Wir Freie Demokraten fordern daher die Sanierung der Schulgebäude in Deutschland.
  • Mit attraktiveren Arbeitsbedingungen, einer praxisnahen Aus- und Fortbildung, einer leistungsorientierten Bezahlung und attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten wollen wir mehr Freiräume im Lehrberuf schaffen. Die Lehrausbildung wollen wir bundesweit zu einem dualen Lehramtsstudium weiterentwickeln (…).
  • Wir Freie Demokraten wollen Subventionen zurückfahren, damit Finanzhilfen und Steuerermäßigungen auf ein angemessenes Verhältnis zur wirtschaftlichen Wertschöpfung gebracht werden. Denn die vielen Milliarden Euro staatlicher Gelder an einzelne Branchen und Unternehmen sind zum Beispiel in der Bildung langfristig besser investiert.
  • Die föderale Struktur und Verwaltung in Deutschland hat sich bewährt, aber sie braucht ein Update, das Effizienz und Bürgerfreundlichkeit in den Mittelpunkt stellt. (…) Für uns haben Reformen im Finanz- und im Bildungsbereich (…) Priorität.

Die Linke:

  • Bis 2035 werden 177 500 Lehrer*innen fehlen. (…) Um das zu ändern, braucht es genügend Lehr- und Erziehungspersonal, damit eine Vertretungsreserve von 10 Prozent an den Schulen aufgebaut werden kann und der Krankheitsstand nicht zu Unterrichtsausfall oder kurzzeitigen Schließungen führt. Wir wollen die duale Ausbildung stärken und flächenweit anbieten. Die Anerkennung sowie Qualifizierung zugewanderter Lehrkräfte wollen wir verbessern und die Ausbildung von Quer- und Seiteneinsteiger*innen (auch als Einfach- Lehrer*innen) vorantreiben.
  • Wir wollen den Investitionsstau endlich beenden, dafür benötigen wir eine Vermögensteuer, die in die Länderhaushalte fließt. Bis dahin fordern wir vom Bund ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Sanierung, Modernisierung und Unterstützung von Bildungseinrichtungen, um die desolaten Zustände dort schnell zu beheben.
  • Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung muss vollständig aufgehoben und stattdessen eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe Bildung im Grundgesetz verankert werden. Privatisierungen müssen für den Bildungssektor ausgeschlossen werden.
  • Wir wollen ein Bildungsrahmengesetz, damit in allen Bundesländern die gleichen sozialen und personellen Mindeststandards und Rechtsansprüche gelten.
  • Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung muss umgesetzt werden. Alle Schüler*innen müssen Zugang zu einem qualitativ hochwertigen Ganztagsangebot am besten an einer Gemeinschaftsschule haben.
  • Wir befürworten das Mehr-Pädagog*innen-System: Mehr Pädagog*innen pro Klasse leisten mehr individuelle Förderung. Multiprofessionelle Teams von Lehrkräften, Schulsozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und medizinisches Fachpersonal arbeiten zusammen, um den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht zu werden. Dadurch wird ermöglicht, dass mehrere Fachkräfte im Unterricht ansprechbar sind.

AfD:

  • Das Konnexitätsprinzip wird im Artikel 104a des Grundgesetzes geregelt. Es besagt, dass diejenige staatliche Ebene, die eine Ausgabe veranlasst, auch die damit verbundene Finanzierung zu leisten hat („Wer bestellt, bezahlt“). In der Praxis wird dieses Prinzip zulasten insbesondere der Kommunen nicht durchgehend eingehalten, was dort zu erheblichen finanziellen Belastungen führt. Wir fordern die strikte Einhaltung des verfassungsrechtlich geregelten Prinzips.

keine konkreten Forderungen zur Beseitigung von Lehrkräftemangel und der hohen Belastung an den Schulen sowieso zu Social Media an Schulen.

BSW:

  • Das Kooperationsverbot im Bildungsbereich zwischen Bund und Ländern muss mit dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit in den Ländern aufgehoben werden. Damit wird ein Beitrag zum Ende der Bildungskleinstaaterei geleistet.
  • Wir fordern einen Ausbau der Ganztagsschulen und der Hort- und Hausaufgabenbetreuung, um Kinder unabhängiger von den unterstützenden Möglichkeiten ihrer Eltern zu machen.
  • Handys und Tablets wollen wir mindestens bis zum Ende der Grundschule aus den Klassenzimmern verbannen und auch danach möglichst wenig im Unterricht einsetzen. Wir fordern ein Social-Media-Gesetz nach australischem Vorbild, damit die Kinder nicht in einem virtuellen Paralleluniversum verschwinden, sondern wieder im Hier und Jetzt mit echten Freunden kommunizieren und lachen.
  • Um den Fachkräftemangel in pädagogischen Berufen aufzulösen, sind Länder und Kommunen bei der Ausbildung von mehr Lehrern und Erziehern zu unterstützen.
  • Die Arbeitsbedingungen in allen Bildungseinrichtungen müssen dringend verbessert werden. Dazu müssen Lehrkräfte durch Unterstützungsteams (Sozialarbeit, Schulpsychologen, IT-Management) von fachfremden Aufgaben entlastet werden.

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Veröffentlicht von Lisa Altmeier und Steffi Fetz. Als Crowdspondent recherchieren wir die Themen, die dir wichtig sind.

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