Hier sind eure Themen für Griechenland

Guten Tag aus Griechenland, wo wir die nächsten Wochen als eure persönlichen Reporter verbringen werden! Startpunkt ist Athen. Mit im Gepäck sind neben unserer Kamera natürlich auch eure Themenvorschläge für die Recherche „Wie geht es Griechenland heute?“

Wir sind inzwischen in Athen gelandet und haben all eure Ideen gelesen und zu verschiedenen Oberthemen zusammengefasst. Ihr könnt natürlich jederzeit weitere Themen vorschlagen. Damit unsere Recherche einigermaßen strukturiert verläuft, ist es wichtig, dass wir und ihr einen Überblick behalten.

Hier ist also eine erste Übersicht zu euren Fragen, von den Grundzügen der Finanzkrise über Varoufakis Terrasse bis zur Selbstversorgung auf dem Land. Die Rohform der Vorschläge – und auf welchem Kanal sie uns erreicht haben – könnt ihr übrigens in diesem Google-Doc nachlesen.

1. Finanzkrise – was ist da überhaupt passiert?

Es ist kompliziert … Bankenkrise, Finanzkrise, Eurokrise, was war da noch mal alles? Wir haben mehrere Fragen dazu bekommen, wie Griechenland überhaupt in die finanzielle Schieflage geraten ist, in der sich das Land bis heute befindet.

  • So schrieb uns zum Beispiel Anton via Facebook: „Unbedingt über die Sparmaßnahmen, das Grexit-Referendum und das Kapitel Varoufakis berichten.“
  • Ähnliches wünscht sich Robert: „Was waren die Ursachen und wurden die abgestellt? Wer profitierte evtl?“
  • Lukas sagt: „Ich habe die Krise nicht verstanden und meiner Meinung nach lügt jeder, der behauptet, er hätte sie verstanden. Selbst Wirtschaftswissenschaftler können nicht vollständig nachvollziehen, was dort passiert ist.“
  • Anton 2 schreibt uns: „Mich interessiert vor allem, wie die Krise zustande kam, ob und wodurch heute noch Grundbedürfnisse und Leben von Menschen in Griechenland gefährdet sind.“
  • Anne: „Ist die Krise überwunden? Und wenn nicht, wie lange wird das noch dauern?“ Auch Michael will wissen: „Geht es Griechenland heute besser?“
  • Reinald interessiert: „Welche strukturellen Wirtschaftsreformen hat es in Griechenland seit Beginn der Krise gegeben? Warum investieren Griechen nicht (genug) in ihr eigenes Land?“
  • Der deutsche Journalist Florian Schmitz, der aus Thessaloniki u.a. für die Deutsche Welle berichtet, kontaktierte uns via Facebook und erzählte uns: „Viele Deutsche trauen sich gar nicht mehr, Fragen zum Thema Griechenland zu stellen. Denn die Finanzkrise und ihre Folgen sind so komplex, dass die Leute lieber gar nichts dazu fragen, als als dumm dazustehen.“

Auf die Krise und ihre Ursachen gibt es natürlich mehr als eine Sichtweise und jede Darstellung verkürzt die Abläufe zwangsläufig. Wir werden dennoch versuchen, eine Art Basiswissen zur Krise zu liefern, in Form eines Textes und eines Erklärvideos, so dass diejenigen unter euch, die das Gefühl haben, aus der Krisenberichterstattung mangels Verständnis heraus geflogen zu sein, zumindest die Grundzüge der Ereignisse nachvollziehen können. Dieses Basiswissen ist notwendig, damit wir uns anschließend gemeinsam mit den Folgen beschäftigen können. D

2. Die Kredite und ihre Profiteure

Die deutschen Kredite in Richtung Griechenland waren eine Weile lang Hauptthema in den Medien. Doch bis heute können viele Deutsche nicht nachvollziehen, wohin das Geld geflossen ist und ob Otto Normalgrieche jemals etwas davon gesehen hat:

  • Meike schreibt: „Wie ist die Lage? Wofür wurde das Geld genutzt? Wofür wird eigentlich Geld gebraucht? Was für eine Linie fährt die griechische Politik?“
  • Tobias möchte wissen: „Wie steht es um die Reform des griechischen öffentlichen Sektors? Was wurde gegen Steuerhinterziehung durch Konzerne & Top-verdiener getan? Wo ist das ESM Geld? Die Frage nach dem ESM Geld ist für die deutsche Öffentlichkeit wichtig, da es hierzulande glaube ich falsche Vorstellungen dazu gibt. „
  • Claudia erzählt: „Ich habe im Rahmen der ganzen Finanzkrise damals einen guten Artikel in der Zeit gelesen, in dem es darum ging, dass Deutschland Kredite an Griechenland vergibt, die einzig und allein dazu da sind, dass Griechenland alte Kredite damit an Deutschland zurückzahlen kann. Die Bevölkerung hat von den ganzen Krediten nichts gesehen. Falls es sich auf euer Reise ergibt, wäre es ganz interessant, wie die Griechen zu den Hilfszahlungen stehen und ob sie davon inzwischen auch positiv was merken. Ich könnte verstehen, wenn sie die Kredite auch richtig blöd finden, weil jeder neue Kredit hieß ja weitere Kürzungen bei den Sozialleistungen. Und vielleicht auch, ob der brain drain spürbar für das Land ist. Und ob in den Verwaltungen inzwischen was passiert (Vetternwirtschaft, Verschlankung) ist.“
  • SayuriSama86 kommentierte auf unserem Youtube-Kanal: „Mich würden die unterschiedlichen Ansichten von den Griechen interessieren, die am Meer direkt leben und die im Inland leben. Ob ihre Meinung zu den gleichen Fragen auseinander geht: Ist das Geld, das die deutschen Banken nach Griechenland geschickt haben, auch bei den Menschen angekommen oder ist es bei den Banken geblieben, bzw. bei den „Managern“, die eh schon viel verdienen? Was hat sich im Alltag seit der Pleite geändert? Wie sparen die Menschen? Gibt es noch die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden oder bleibt am Monatsende nichts mehr über zum Sparen? Was ist mit den Regionen, die nicht so viele Touristen haben? Wie geht es den Menschen dort?“
  • Wolfgang denkt ähnlich: „Wer verdient an der Krise in Griechenland? Es hilft zu verstehen, warum Griechenland so massiv unterstützt wird.“
  • Und Bertrand twitterte recht meinungsstark: „Wann endet die Fiskalunion endlich? Wann hört die Verramschung Griechenlands endlich auf? Wann wird das Scheitern des Euro endlich offiziell?

3. Der griechische Blick auf Deutschland und die EU

Medien wie die BILD prägten das Image der Griechen als  „Pleitegriechen“ oder „faulen Griechen“, ohne näher auf die tatsächlichen Lebensumstände in Griechenland einzugehen. Das wirkt in Deutschland bis heute nach. Doch was denken umgekehrt Griechen über Deutschland, die deutschen Politiker und die europäische Sparpolitik, die wesentlich vom deutschen Finanzminister Schäuble forciert wurde?

  • Kerstin: „Wie sehen die Bürger auf die deutsche Politik? Welche Stimmung herrscht diesbezüglich?“ Das möchte auch Jürgen wissen: „Wie ist die Sicht der Griechen mittlerweile auf uns Deutsche? Ich habe das Gefühl, dass häufig in deutschen Medien Stimmen von Menschen genommen werden die das gezeichnete Bild der Redaktion unterstützen.“
  • Daniel: „Was erwarten griechische Bürger/Verantwortungsträger von ihren europäischen Partnern wie Deutschland und der EU?“
  • Malcolm meinte in unserem Crowdfunding-Video: „Ich würde die Griechen fragen: Wie steht ihr zu Europa, zur Europäischen Union? Habt ihr in Griechenland eine Leitkultur?“
  • Moritz: „Schäuble ist jetzt Bundestagspräsident. Wie reagieren die Griechen auf diese Nachricht? Ich hatte das Gefühl, die Griechen sehen in Schäuble und seiner Weigerung zu einem Schuldenschnitt eine Personifizierung ihrer alltäglichen Probleme.“
  • Simone: „Wie ist die aktuelle Entwicklung in Griechenland und welche Ziele werden verfolgt? Und welche Fehler hat die EU gemacht? Weil die Medien dieses Thema weitestgehend vernachlässigen!“
  • Petra fragt: „Warum darf Griechenland, die mit gefälschten Zahlen den Beitritt erreicht haben, weiterhin in der EU bleiben?“
  • Linda will wissen, „warum die linke Regierung sich von ihrer Abhängigkeit europäischer Austeritätspolitik nicht befreien kann!“
  • Patrick ist es wichtig, dass wir dabei auch die deutsche Besatzung während des zweiten Weltkrieges thematisieren: „Das kann helfen Vorurteile gegenüber den Griechen und dem Staat dort abzubauen.“

4. Arm und reich

Dass die Jugendarbeitslosigkeit bei 45,5 Prozent liegt und viele Griechen finanzielle Probleme haben, ist in Deutschland bekannt. Dennoch beklagen viele User, dass sie die Sichtweise der Griechen selbst vermissen. Viele von euch wünschen sich konkrete Beispiele von vor Ort und fragen auch nach der Verantwortung der nach wie vor existierenden reichen Bürger Griechenlands und der Steuerpolitik:

  • Kerstin fragt per Facebook: „Gibt es durch die „Krise“ eine deutliche Veränderung in den sozialen Strukturen? Wie sieht der Unterschied zwischen „Arm“ & „Reich“ aus?“
  • Frank wünscht sich, dass wir die Griechenland-Hilfe bei ihrer Arbeit begleitet. Heike will dasselbe: „Kontaktiert die Griechenlandhilfe und geht über die Marktplätze….“
  • Jonas twitterte uns: „Mich interessiert, wie es um die medizinische Versorgung bestellt ist und ob der Einzug von Steuern nun besser funktioniert.“
  • Auch Andrea interessiert sich für das Gesundheitssystem: „Ich möchte wissen, was von Seiten des Staates unternommen wird, um den verarmten Familien zu helfen und die unterversorgten Krankenhäuser zu unterstützen!“
  • Khalil hat uns auf Twitter einen Standort geschickt und dazu geschrieben: „Sprecht dort mit den Leuten in den grünen Westen, die Kekse und Tee an die Drogenabhängigen verteilen. Die Gegend um den Viktoriapark ist auch eine gute Anlaufstelle, um herauszufinden, wie Athen mit Flüchtlingen umgeht.“
  • Harald: „Was ist den mit den Griechischen Reedereien, müssen die jetzt auch Steuern bezahlen oder dürfen die nur Geld verdienen. Zu diesem Thema gibt es viele Meinungen.“
  • Christian schlägt vor: „Beschäftigt euch mit der Droge Sisa.“
  • Uli schreibt: „Mich würde interessieren, ob es stimmt, dass im Winter Autoreifen in den Wohnungen zum Heizen genutzt werden.“
  • Peter 1: „Warum ist es in Griechenland so schwierig, dass die Steuern eingetrieben werden, insbesondere beim reichen Teil der Bevölkerung (z.B. Reedereien)? Griechenland hat das Potential, sich so aufzustellen, dass es die meisten seiner Probleme selbst lösen kann.“
  • Peter 2 schreibt: „Hallo Lisa & Steffi, mich würde interessieren, wie es den „kleinen“ Leuten jetzt geht. D.h. die Menschen, die eher am unteren Rand der Gesellschaft leben: Wenigverdiener, Pensionisten, Studenten und so. Wie hat sich deren Leben wirklich verändert. Wie geht es ihnen jetzt, wie haben sich die Sparmaßnahmen der letzten Jahre auf sie ausgewirkt.“
  • Und auch Klaus möchte, dass wir die Veränderung aus Sicht der „kleinen“ Leute betrachten und die Veränderung im Zusammenleben dokumentieren.
  • Jule fragt sich, ob es richtig war, die Sozialhilfen so stark zu senken und ob es nicht andere Lösungen gegeben hätte: „Ich wünschte mir, dass diese Geldkrise nicht auf dem Rücken der Armen und Alten abgewälzt werden würde. Ich habe aber den Eindruck, dass das passiert. Der Staat hat auch kein Geld, um Abfallbetriebe zu bezahlen, deswegen liegt dort so viel Müll rum, das ist ja auch etwas, das die Lebensqualität sinkt.“
  • Florian lebt selbst in Griechenland: „Recherchiert dazu, wie das Steuerwesen die Lage von Selbständigen beeinflusst. Die Selbständigkeit ist in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit oft der einzige Weg zur Beschäftigung. Ihr könnt mich zu diesem Thema gerne treffen.“
  • Sebastian weist auf einen interessanten Punkt in Sachen Generationengerechtigkeit hin: „Wie hat sich die Situation für die Generation 18 bis 35 entwickelt? Kennziffern wie Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenzahlen sagen nichts über die Gesamtsituation großer Teile der Bevölkerung aus. Mein Verdacht ist, dass viele nur deswegen nicht prekär leben, weil sie vom Kapital der älteren Generationen noch mit „profitieren“. Das kann natürlich auch umgekehrt gelten.“
  • Ronja: „Griechenland lebt ja auch vom Tourismus. Man bekommt mittlerweile für wirklich wenig Geld einen all-inklusive Urlaub in griechischen Hotelanlagen (die wie auch das Land sehr schön sind!). Aber wenige hundert Euro für Flüge, Hotel, Verpflegung, Transfer usw.. Wie geht es denn da all den Mitarbeitern die täglich mehr als 12 Stunden in den Urlaubsressorts arbeiten? Diese Preise und menschliche Arbeitsbedingungen und vor allem Bezahlung können doch nicht zusammengehen?! Was denken die Griechen über die geringen Urlaubs-Preise und die Menschen die so bei Ihnen Urlaub machen? Vielleicht gibt es ja sowohl positive als auch negative Seiten.“
  • Joyful.Jele schreibt uns auf Instagram: „Mich würde interessieren, wie stark der Euro in Griechenland gerade ist, also beispielsweise ob man für Lebensmittel mehr/weniger bezahlt als in Deutschland und ob sich Griechen einen Urlaub in Deutschland überhaupt leisten könnten.“
  • Kristos ist es dabei wichtig, dass wir bei den Gefühlen, Ängsten und Nöten der Leute in die Tiefe gehen sollen.

Blick aus dem Flugzeug auf Athen

Mehrfach haben wir die Forderung gelesen, dass wir uns doch bitte nicht nur mit negativen Themen befassen wollen, sondern lösungsorientiert berichten sollen:

5. Neue Ideen

  • Theresa wünscht sich einen Besuch bei Creating Open Space.
  • Benedict schreibt: „Hat Griechenland die Chance, durch die Digitalisierung wirtschaftlich zu wachsen? Was tut die Regierung für die Förderung von Startups aus dem Softwarebereich, die vielleicht schnell und mit einigermaßen überschaubarem Kapital Produkte auf den Markt bringen können?“
  • Patrick schlägt uns passend dazu vor, uns mit „Eulen aus Athen“ zu treffen.
  • Anton: „Am wichtigsten finde ich, was jetzt gerade im Argen liegt und ob es Lösungsansätze gibt. Ich finde es kaum erträglich, dass Menschen an Unterversorgung leiden und sogar sterben, während sich andere im Überfluss suhlen.“
  • Jule: „Ich fände es sehr interessant zu erfahren, ob auch Positives aus der Finanzkrise entstanden ist. Gibt es neue Geschäfts- oder Beschäftigungsmodelle? Neue Kleinfinanzierungsideen? Startups, die die Situation für sich genutzt haben? (Leider habe ich keine konkreten Vorschläge oder Kontakte – aber interessant wärs).“
  • Makis und Eva haben uns unabhängig voneinander im persönlichen Gespräch vorgeschlagen: „Trefft euch mit Selbstversorgern! Viele Leute sind während der Krise auf Landwirtschaft umgestiegen. Funktioniert das?“
  • Hanns-Jörg fragt nach neuen Ideen in der Energiebranche: „Portugal hatte ähnliche Probleme, betrieb massiv die Energiewende und steht jetzt viel besser da. Warum nicht Griechenland? Eigene Energieproduktion vermindert Importe fossiler Energieträger und verbessert Außenhandelsbilanz, gleichzeitig gibt es eine lokale und regionale Wertschöpfung.“

6. Jung und alt

Dass sich viele User für die unterschiedliche Wahrnehmung junger und alter Griechen interessieren, ist bei den vorherigen Themenkomplexen schon angeklungen. Hier noch einige konkrete Vorschläge, die in diese Richtung gehen:

  • Benjamin: „Wem geben die Griechen die Schuld an der Misere und denken Jüngere anders darüber als Ältere?“
  • Ronja: „Ich fänds gut, wenn ihr griechische Unis besucht oder Schulabsolventen. Was haben die jungen Griechen für Pläne/ Zukunftsideen für ihr Land? Was sind ihre Pläne und Berufsaussichten? Wie steht es mit der Jugendarbeitslosigkeit? Wie denken die jüngeren Griechen über Europa? In Bezug auf die Finanzhilfen, Flüchtlingsströme usw. Haben sie eine europäische Identität oder vielleicht von Europa die Schnauze voll?“
  • Ute: „Wie hat sich die Situation von Kindern verändert? Stimmt es, dass z.B. Flüchtlingskinder auf der Straße leben müssen? Lasst Kinder und Jugendliche zu Wort kommen: Wenn sie die Macht hätten, Dinge zu ändern, was soll so bleiben, was würden sie ändern?“
  • Kofi: „Mich würde interessieren, 1. was die Griechen über Europa denken, 2. wie die Griechen ihre Regierung sehen, 3. was sich in den letzten 3 Jahren für sie persönlich geändert hat, 4. wie viel Ersparnisse die Leute haben, 5. wie viel Freizeit & Urlaub sie haben. Immer unterschieden nach jung und alt. Yamas.“
  • Julia: „Wie leidet das Schulsystem unter der Schuldenkrise in Griechenland? Die heranwachsende Generation ist die, die das Land wieder aufbauen muss. Was, wenn die Sparpolitik zusätzlich Bildung erschwert?“
  • Martin: „Was machen die jungen Leute, die eine Ausbildung oder ein Studium anfangen wollen? Bleiben sie im Land oder gehen sie weg? Was denken sie von der EU? Sie sind die Zukunft des Landes!“
  • Twitteruser DJ_anzen schreibt: „Wie sehen junge Leute ihre Zukunft? Haben sie Hoffnung, Ideen, Vorstellungen, wie die Krise überwunden werden kann?“
  • Per Instagram erreicht uns eine ähnliche Frage: „Was sind die Ziele junger Menschen und wie hat sich ihr Leben durch die Krise verändert?“

7. Griechische Politiker (VAROUFAKIS!)

Für viele ist der Name des ehemaligen Finanzministers Yanis Varoufakis ein Synonym für die griechische Krise. Spätestens seit Jan Böhmermanns legendärem #Varoufake (für den der Satiriker später den Grimme-Preis verliehen bekam) kennen ungefähr alle diesen Mann und seinen äußerst langen Mittelfinger. Dementsprechend häufig erreichte uns auch der Aufruf: Trefft Varoufakis! Aber auch für andere griechische Politiker und politische Strömungen interessiert ihr euch:

  • Sarah schreibt auf Youtube: „Mich würde interessieren, wie die Politik mit dem Thema umgeht. Über die schlimmen Verhältnisse der Bevölkerung hört man ja immer wieder was und dass es Aktionen gibt, ihnen zu helfen. Aber man kriegt leicht den Eindruck, dass die griechische Politik da nichts macht, um Linderung zu schaffen, sondern alles noch verschlimmert.“
  • Onno: „Was ist aus der Chrysí Avgí geworden? Die war ja im Rahmen der Proteste ins Parlament gespült worden. Allerorts hört man jetzt von Rechtspopulisten – was ist mit denen in Griechenland passiert? Die waren ja vor einigen Jahren (während der Eurokrise) groß als Menetekel erschienen, als Folge der Troika-Politik, aber dann schnell wieder vom Bildschirm verschwunden.“
  • Christian schlägt uns vor: „Schaut euch auch diese Nazis an, die Griechische Morgenröte!“
  • Nochmal Christian: „Geht durch das Viertel Exarchia in Athen, die Hochburg der autonomen Szene.“
  • Wir werden hier nicht alle Aufforderungen zum Thema Varoufakis auflisten, aber hier mal eine von Matthias, die aus den Übrigen durch Originalität hervorstach: „Was wurde aus der Terrasse von Varoufakis?“ 2015, also auf dem Höhepunkt der Krise, gab es eine von vielen als peinlich empfundene Homestory, in der die Terrasse von Varoufakis als Kulisse seines dekadent anmutenden Lebensstils eine größere Nebenrolle hatte.
  • Claudia gab uns noch eine Leseempfehlung mit: „Eine Anregung habe ich tatsächlich – die aber vermutlich/vielleicht völlig überflüssig ist: Das neue Buch von Varoufakis („Adults in the room: Finance minister turnt whistleblower“) zu lesen und bei eurer Recherche mitzubedenken. Auch wenn man alle möglichen persönlichen Eitelkeiten (die es sicher geben mag) abzieht, ist es unfassbar, was da passiert ist (und völlig anders, als in unseren Medien dargestellt). Meine Hoffnung wäre, dass ihr dieser massiven Manipulation nicht auf den Leim gegangen seid und ein bisschen dazu beitragt, die Medienlandschaft wieder etwas vertrauenswürdiger zu gestalten.“ Das Buch haben wir uns gekauft und lesen es gerade.

8. Medien und Berichterstattung

  • User Schierhagel verweist auf einen Artikel in der Financial Times, in dem es um Profite der Europäischen Zentralbank durch den Aufkauf griechischer Staatsanleihen geht, und fragt: „Imperialistisches Geschäftsmodell? Erpressung? Sieg des Kapitals über die Demokratie? Wer bestimmt den öff. Narrativ?“
  • Daniel wünscht sich: „Besucht Tasos Telleglou und sprecht mit ihm über Pressefreiheit! Er arbeitet als Investigativ-Journalist für einen privaten Sender, in dessen Hintergrund ein griechischer Reeder steht. Tasos berichtet trotz Widerstand von Kollegen über unpopuläre Themen und Ansichten, wie zum Beispiel, dass Rentenkürzungen notwendig sind.“

9. Deutsch – Griechisch // Griechisch – Deutsch

Einige unserer User waren selbst schon längere Zeit in Griechenland abseits der Touristenregionen und berichten über kleinere und größere Kulturschocks. Sie interessieren sich für die Hintergründe zu Dingen, die ihnen im Alltag aufgefallen sind und die sich zum Beispiel auf das griechische Arbeitsleben und die – in Deutschland bereits gern und viel diskutierte – Arbeitsmoral beziehen:

  • Tobias schreibt uns, dass ihm diverse Dinge aufgefallen sind, die in Griechenland anders laufen als in Deutschland. Er war unter anderem in Zakynthos unterwegs:
    „Überall liegt Müll, neben offiziellen Mülltonnen, an allen Straßenrändern, sogar direkt neben dem eigenen Grundstück werden alte Möbelstücke abgelegt. – Illegale Gebäude in Naturschutzgebieten (siehe Wikipedia zu Zakynthos) und auch aus dem Wikipedia Artikel zu Zakynthos: Überproportional viele Menschen waren als Sehbehinderte gemeldet und erhielten Blindengeld.“ Er fragt sich – und uns: „Wie geht es also einer Gesellschaft, die es gewohnt ist, sich nicht an die (eigenen) Regeln zu halten, wenn sie nun Regeln, die vermutlich nicht alle sinnvoll sind von IWF, EU, Troika, usw. bekommen?“
  • Jolyne meint: „Trefft meine Mutter und beschäftigt euch mit den Umständen bei den Marinas! Meine Mutter ist eine der vielen „Aussteiger“, die nach Griechenland ausgewandert sind und lebt dort seit ca 7 Jahren mit ihrem Mann auf ihrem Schiff.“

10. Flüchtlinge und das Verhältnis zur Türkei

Der brüchige Flüchtlingsdeal mit der Türkei, die Bilder von Menschenmengen auf Lesbos und mittendrin Griechenland, das mit einer ganzen Ladung eigener Probleme auch schon vollauf beschäftigt wäre. Viele von euch interessieren sich für diese auf den ersten Blick explosive Mischung, auch wenn die Einreisezahlen in diesem Jahr nicht so hoch waren wie im vergangenem Jahr, vor allem aufgrund der Abmachungen mit dem umstrittenen türkischen Regierungschef Erdogan.

    • Lara: „Berichtet über Flüchtlingscamps und deren Abschirmung vom Tourismus (ich denke hier vor allem an das ehemalige Camp im Athener Hafen).“
    • UnDing schreibt uns auf Youtube: „Mich würde ein Interview mit Flüchtlingen in Griechenland interessieren. Vor allem die, die aus der Türkei weitergeleitet wurden. Unterbringung, Nationalität, Intention usw. Viel Spaß & Erfolg … und kommt heile wieder zurück nach Hause.“
    • Raphael: „Fahrt an einen griechischen Ort nahe der Türkei und befragt die Leute, was sie über die politische Situation in der Türkei und den Flüchtlingsdeal denken!“
    • Malte schreibt uns auf Twitter, dass er das Verhältnis zur Türkei und den Namensstreit um Mazedonien interessant findet.
    • Uwe würde gerne wissen, was die Griechen zu den Rüstungsausgaben angesichts der enormen Verschuldung des Landes sagen: „Sehen sie das als Investition in den Schutz ihrer Grenzen (vor dem NATO-Partner Türkei) oder hätte man das Geld – woher auch immer es kommen mag – nicht sinnvoller investieren können?“
    • Fino Tereno fragte uns auf Startnext: „Wie stehts um das City Plaza Hotel für refugees und andere besetzte Hotels in Athen?“
    • Noemi: „Wie gehen die Griechen mit Flüchtlingen um? Es geht den Griechen ja anscheinend selbst nicht gut. Mich würde interessieren, was das mit der Hilfsbereitschaft der Griechen macht. Macht es sie offener oder abweisender gegenüber Hilfsbedürftigen? Im restlichen Europa werden Flüchtlinge teils offen aufgenommen, aber auch Fremdenfeindlichkeit nimmt überall zu. Ist das in Griechenland genau so? Fühlen sie sich vom Rest der EU im Stich gelassen, weil sie eine Hauptlast des Flüchtlingsstroms tragen und von anderen Ländern nicht wirklich Hilfe kommt?“
    • Ben: „Die Alteuropäer definieren illegale Einwanderung gerne mit dem Dublin Abkommen. Seit wann wird dieses Abkommen schon von Griechenland kritisiert? Subjektiv beschäftigt mich die Flüchtlingskrise schon über 10 Jahre, und essentiell haben sich die Argumente nicht verändert. Die geographisch glücklichen Grenzen sollen eingehalten werden, während Länder wie Griechenland oder Malta systematisch überfordert werden.“

Wir möchten an dieser Stelle noch mal allen Usern herzlich danken, die sich finanziell und/oder inhaltlich beteiligt haben!

Wir haben nun die Qual der Wahl: Auf welche Themen sollen wir uns konzentrieren? Dafür seid ihr noch mal gefragt: Welche Ideen interessieren euch besonders? Habt ihr Kontakte oder weiterführende Fragen? Oder Anmerkungen zu dem, was ein anderer User geschrieben hat? Oder fehlt vielleicht ein ganz wichtiges Thema? Dann lasst es uns in den Kommentaren oder per Mail an info(at)crowdspondent.de wissen.

Wir werden uns bemühen, euch während der Recherchereise durch Griechenland per Facebook, Snapchat (Name: Crowdspondent) und Instagram einigermaßen über unsere ersten Eindrücke auf dem Laufenden zu halten. Wie sonst auch werden wir nicht nur in Städten unterwegs sein, sondern auch in ländlichen Regionen und mit Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten sprechen, um ein breites Bild von vor Ort zu bekommen.

Längere Texte und Videos werden wir allerdings erst nach der Rückkehr produzieren, damit wir ein wenig Verarbeitungs- und Denkzeit nach der Recherche haben – denn der Inhalt ist uns wichtiger als die Geschwindigkeit.

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