Juden und Muslime in Berlin Neukölln – Was ist eigentlich los mit dir, Deutschland? Folge 19

Armin ist Jude und Larissa Muslimin. Wir haben mit ihnen über ihre Friedensinitiative Salaam Schalom gesprochen. Und über Antisemitismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland.

Armin wird oft gefragt, er aus einer reichen Familie kommt und Larissa ärgert es, wenn Feministinnen ihr das Kopftuch ausreden wollen. Er kommt aus Ungarn, sie aus Deutschland und die beiden setzen sich in Berlin Neukölln bei der Initiative Salaam Schalom für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen ein. Was sagen sie zu den aktuellen Debatten rund um Antisemitismus und Islamfeindlichkeit? Und wie beurteilen sie das Verhältnis zwischen dem Deutschen Staat und den verschiedenen Religionen?

Hier kommt Folge 19 von „Was ist eigentlich los mit dir, Deutschland?“:

Zum Recherchehintergrund:

1. Warum gerade dieses Thema?

Wie viel Platz darf und soll Religion in diesem Staat haben? Parteien, die in ihrem Namen das Wort „christlich“ tragen, die Diskussionen um Burkas, Niqabs und Hijabs als Bekleidungsstücke und Kreuze im Klassenzimmer – zu all diesen Themen haben wir von euch Fragen bekommen.

Zuschauer Sebastian hat uns geschrieben, dass ihn die Sichtweise von Muslimen auf die momentane Situation in Deutschland interessieren würde:

„Wie viel Einfluss darf die Politik auf Religionsausübung haben und wie viel Einfluss sollten Religionsvertreter umgekehrt auf die Politik haben? (…) Und wer überhaupt spricht in Deutschland auf politischer Ebene für die muslimischen Gemeinden? Ist der Zentralrat der Muslime die geeignete Vertretung in Talkshows und Gremien – oder wer müsste sonst noch ein Mitspracherecht haben? (…) Das Problem ist aber, dass die muslimische Glaubensgemeinschaft nicht zentral organisiert ist, wie es z.B. im Christentum der Fall ist. In den Medien tritt hauptsächlich Aiman Mazyek in Erscheinung, der allerdings mit dem „Zentralrat der Muslime“ nur einen kleinen Teil repräsentiert. Die größte Organisation DITIB, welche die Mehrzahl der türkischen Muslime repräsentiert, findet in der öffentlichen Debatte eigentlich kaum statt.”

Wir haben uns dann länger mit dem Themenbereich beschäftigt und uns dann dafür entschieden, dass wir sowohl mit Gläubigen als auch mit einem Atheisten und Religionskritiker darüber sprechen wollen, wie denn grundsätzlich das Verhältnis zwischen Staat und Religion in Deutschland aussehen sollte oder könnte. Diese Folge mit Larissa Iman und Armin Langer ist das zweite Video zu dem Thema. In der letzten Folge haben wir Atheist und Religionskritiker Ali Utlu getroffen, in der nächsten sprechen wir mit der CDU-Politikern Christine Lieberknecht über das Verhältnis von Politik und Christentum.

2. Welche Schwierigkeiten traten bei der Recherche auf?

Wir wollten das Thema Staat und Religion aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Den Religionskritiker und auch die Christin haben wir schnell gefunden. Für die Sichtweise anderer Religionen war es schwieriger, Vertreter zu finden, die sich zum Verhältnis zur Politik äußern wollen. Das liegt wahrscheinlich auch an dem Punkt, den User Sebastian angesprochen hat: Muslime sind nicht zentral organisiert. Darüber haben wir auch mit Larissa gesprochen. Wir haben sie gefragt, ob sie es für sinnvoll hielte, wenn es eine Art übergeordnete Islamvertretung gäbe. Larissa stimmte Sebastian teilweise zu und sagte, dass die aktuellen Dachverbände nur einen geringen Anteil der deutschen Muslime unter sich vereinen. Es sei schwierig, diese als Repräsentanten aller Muslime zu sehen. Natürlich sieht sie auch das Problem, dass es dann keinen offiziellen Ansprechpartner in der Öffentlichkeit gibt, was gerade bei politischen Fragen schwierig ist. Aber ihr ist es sehr wichtig, dass Muslime nicht als homogene Gruppe wahrgenommen werden, weil sie aus ihrer Sicht – wie sie ja auch im Film sagt – ihren Glauben im Vergleich zu zum Beispiel Christen untereinander sehr viel unterschiedlicher ausleben:“Eine Institution, die alle Muslime unter sich vereint, gab es in der Geschichte nie und ich glaube auch nicht, dass das sinn voll wäre. Trotzdem müssen wir uns natürlich überlegen, wie wir in der Öffentlichkeit auftreten, gerade wenn es um politische Anliegen geht.“

Larissa Iman

3. Was haben wir gelernt?

Die Initiative Salaam Schalom ist oft an Schulen unterwegs – und auch in genau der Zwei-Religionen-Kombination wie bei unserem Gespräch mit Larissa und Armin. Manchmal treffen die Schüler dabei dann zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen Juden oder eine Muslimin. Und egal, ob Larissa und Armin als Tandem in den Schulen unterwegs sind oder zum Brunch in die Moschee einladen – am Ende, sagt Armin, gehe es in den Gesprächen immer um das Kopftuch. Und irgendwie war das ja auch bei unserem Dreh der Fall.

4. Was hätten wir besser machen können?

Bestimmt ganz viel! Schreibt uns eure Meinung einfach in die Kommentare oder auf Facebook, Snapchat (Name: Crowdspondent), Twitter, Instagram oder wo auch immer ihr im Netz Zuhause seid. Wir freuen uns über Kritik, Lob und Fragen zur Recherche. Besonders freuen wir uns über Leute, die uns auf Youtube abonnieren.

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