Staat und Religion: Zu Besuch bei Islamkritiker Ali Utlu – Was ist eigentlich los mit dir, Deutschland Folge 18

Wir haben den Atheisten Ali Utli besucht. Er ist Mitglied im Zentralrat der Ex-Muslime und fordert Laizismus in Deutschland. Ali kriegt regelmäßig Morddrohungen und ist im Netz als lautstarker Religionskritiker bekannt. Wir haben ihn in seinem Zuhause in Köln besucht und mit ihm darüber gesprochen, wie er das Verhältnis von Staat und Religion in Deutschland einschätzt – und was er sich von der Politik wünscht.

Hier kommt Folge 18 von „Was ist eigentlich los mit dir, Deutschland?“:

Damit ihr nachvollziehen könnt, wie es zu dieser Recherche kam und welche Schwierigkeiten zwischendurch aufgetreten sind, haben wir euch die wesentlichen Hintergründe zusammengefasst:

1. Warum gerade dieses Thema?

Wie viel Platz darf und soll Religion in diesem Staat haben? Parteien, die in ihrem Namen das Wort „christlich“ tragen, die Diskussionen um Burkas, Niqabs und Hijabs als Bekleidungsstücke und Kreuze im Klassenzimmer – zu all diesen Themen haben wir von euch Fragen bekommen. Zuschauer Sebastian hat uns geschrieben, dass ihn die Sichtweise von Muslimen auf die momentane Situation in Deutschland interessieren würde:

„Wie viel Einfluss darf die Politik auf Religionsausübung haben und wie viel Einfluss sollten Religionsvertreter umgekehrt auf die Politik haben? Ist das kirchliche Arbeitsrecht noch zeitgemäß? Und wer überhaupt spricht in Deutschland auf politischer Ebene für die muslimischen Gemeinden? Ist der Zentralrat der Muslime die geeignete Vertretung in Talkshows und Gremien – oder wer müsste sonst noch ein Mitspracherecht haben? Wie gehen die muslimischen Gemeinden mit dem Problem der Radikalisierung von jungen Muslimen um?“

Wir haben uns dann länger mit dem Themenbereich beschäftigt und uns dann dafür entschieden, dass wir sowohl mit Gläubigen als auch mit einem Atheisten und Religionskritiker darüber sprechen wollen, wie denn grundsätzlich das Verhältnis zwischen Staat und Religion in Deutschland aussehen sollte oder könnte. Diese Folge mit Ali ist das erste Video zu dem Thema, zwei weitere folgen in der nächsten Woche.

2. Welche Schwierigkeiten traten bei der Recherche auf?

Das Thema ist natürlich sehr breit und wir haben stundenlang mit Ali geredet. Dementsprechend schwierig war es, den Film hinterher zu schneiden. Wir haben uns im Endeffekt dazu entschieden, mit Ali über alle Religionen zu sprechen, nicht nur über den Islam, weil ihm das auch persönlich ein Anliegen war. Bei der Premiere unserer Filme für unsere Crowdfunding-Unterstützer, auf der wir diesen Film gezeigt haben, haben sich ein paar Leute gewünscht, dass das Video etwas länger ist. Wir haben also ein paar Aussagen wieder hineingeschnitten, die wir zunächst nicht im Film hatten. Der Interviewdreh mit Ali liegt jetzt schon ein wenig zurück, deshalb beziehen wir uns darin nicht auf brandaktuelle Debatten. Das war aber auch nicht das Ziel – uns ging es ja um grundsätzliche Fragen. Wenn ihr dennoch das Gefühl habt, dass bestimmte Aspekte zu kurz gekommen sind, könnt ihr uns gerne schreiben!

Dann handelt es sich natürlich um ein heikles Thema. Das sahen wir schon daran, dass Ali uns erst mal gebeten hat, niemandem seine Adresse zu sagen, aus Angst vor unangenehmen Hausbesuchen und Morddrohungen. Das merken wir aber auch jedes Mal, wenn irgendeine Redaktion einen Artikel auf Facebook postet und dazu dann eine gigantische Kommentarschlacht losgeht. Religion ist für viele Menschen etwas sehr Persönliches, das ihnen sehr wichtig ist und für andere etwas geradezu Verdammenswertes. Wir wollten die Hitze und den Krawall ein Stück weit aus dem Thema rausnehmen. Inwieweit das gelungen ist, könnt ihr besser beurteilen als wir.

3. Was haben wir gelernt?

Wir kannten Ali vorher nur aus dem Internet und daher vor allem seine teils sehr provokanten Tweets, die wir ja auch im Film thematisiert haben. Deshalb waren wir gespannt, wie ein Gespräch mit ihm verlaufen würde. Allerdings zeigte sich, dass ein Mensch eben mehr ist als die Summe seiner Tweets und dass Ali ein sehr reflektierter und reflektierender Mensch ist – der auch viel über die Diskussionskultur nachdenkt und dessen Engagement für den Atheismus auch viel mit seiner persönlichen Geschichte zu tun hat.

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Ali hat uns außerdem zum Nachdenken gebracht. Natürlich wussten wir vorher schon, dass zum Beispiel die Katholische Kirche tendenziell fortschrittsfeindlich und unemanzipiert ist (Katholiken, die dieser Aussage widersprechen, bitte melden!). Uns wurde durch Alis plakative Schilderungen und Beispiele allerdings noch mal sehr viel deutlicher, dass es keine gute Idee ist, den Islam in Deutschand isoliert von den übrigen Religionen zu betrachten und dass das aber viel zu oft passiert.

In der nächsten Woche seht ihr dann unser Treffen mit Armin und Larissa von der Salaam-Schalom-Initiative  aus Berlin Neukölln. Er ist Jude, sie Muslimin und gemeinsam setzen sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen verschiedenen Religionen ein.

4. Was hätten wir besser machen können?

Bestimmt ganz viel! Schreibt uns eure Meinung einfach in die Kommentare oder auf Facebook, Snapchat (Name: Crowdspondent), Twitter, Instagram oder wo auch immer ihr im Netz Zuhause seid. Wir freuen uns über Kritik, Lob und Fragen zur Recherche. Besonders freuen wir uns über Leute, die uns auf Youtube abonnieren.

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