“Ich war nackt in der BRAVO”

Happy Birthday, die BRAVO wird 60! Ihr zu Ehren büchsen wir kurz aus unserer Politikrecherche aus und schenken ihr – und euch – ein Interview mit einem ehemaligen BRAVO-Nackten, der seinen Exhibitionismus von damals inzwischen bereut. Denn: Das Saarland vergisst nicht.

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Vor zwei Jahren bekamen wir von einem Leser den Auftrag, einen BRAVO-Nackten von damals aufzuspüren und auszufragen. Bauer Media, der Verlag, bei dem die BRAVO erscheint, wollte uns bei der Suche nicht weiterhelfen, aber uns erreichte ein Tipp aus dem Saarland, der uns schließlich zu Markus führte. Markus war 19 als sein nackter Körper in der Bravo erschien. Heute ist er um die 30 und arbeitet bei einem Finanzunternehmen.

Crowdspondent: Wie kamst du denn überhaupt dazu, dich für die Bravo auszuziehen?

Markus: Ich war damals Barkeeper in einer saarländischen Cocktailbar. Und da war eine Fotografin zu Gast, die mich angesprochen hat und meinte, ob ich nicht vielleicht eine Setcard erstellen wollte und mich dafür von ihr fotografieren lassen würde. Und da hab ich gesagt “Jo, können wir schon machen!”

Crowdspondent: Und dann?

Markus: Ich bin zum Fotoshooting nach München gefahren, dort wurden dann die Nackt-Aufnahmen von mir gemacht. Ich wusste allerdings nicht dass es für die BRAVO ist, das habe ich erst im Nachhinein erfahren.

Crowdspondent: Moment mal, du hast dich nackt fotografieren lassen, wusstest aber nicht wofür?

Markus: Ja, ich war halt damals noch etwas jung und unerfahren. Ich hätte noch die Möglichkeit gehabt, zu widersprechen, dann wären die Fotos nie erschienen. Aber ich habe irgendwie nicht weiter darüber nachgedacht. Ich war ja erst 19 oder 20 und habe einfach gehofft, dass es niemand sieht.

Crowdspondent: Hat sich diese Hoffnung erfüllt?

Markus: Leider nein. Kurz vor dem Erscheinen ist mir noch aufgefallen, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee war. Ich habe dann noch versucht, alle Bravos im Umkreis von 50 Kilometern aufzukaufen, bin also in etliche Zeitschriftenläden und Supermärkte gefahren, um das Schlimmste zu verhindern. Dabei ist dann auch die komplette Gage draufgegangen, die ich für das Shooting gekriegt hatte. Aber es ist mir nicht gelungen alle Exemplare zu kaufen! Ich war zu spät dran, schuld war die Bundeswehr.

Crowdspondent: Inwiefern?

Markus: Vielleicht erinnert ihr euch noch: Die BRAVO kam donnerstags raus. Ich war aber zu der Zeit als Soldat bei der Bundeswehr und durfte erst am Freitag die Kaserne verlassen. Da waren dann die meisten BRAVOS schon ausverkauft.

Crowdspondent: Du warst also ein saarländischer Kassenschlager! Wie hat dein Umfeld auf die Entblößung reagiert?

Markus: Es war wirklich krass. Jeder hat mich darauf angesprochen. Plötzlich kannte mich das ganze Saarland. Egal, ob in der Schule, im Verein, in der Familie: Alle, wirklich alle haben es mitgekriegt. Sogar heute machen sich immer noch Leute über mich deswegen lustig. Erst neulich hat mich wieder ein Kumpel auf dem Fußballplatz darauf angesprochen, obwohl es inzwischen über zehn Jahre her ist.

Crowdspondent: Markus ist ja nicht dein echter Name. Warum schämst du dich heute für deine exhibitionistische Vergangenheit?

Markus: Ich arbeite in einem sehr seriösen Job, bei dem ich im Anzug Kunden berate. Außerdem bin ich Chef von zehn Mitarbeitern und ich bin mir nicht ganz sicher, wer von denen das weiß. Also vor unserem Azubi zum Beispiel wäre mir das wirklich unangenehm. Ich komme aus dem Saarland und hier kennt jeder jeden. Wenn ich mich jetzt öffentlich als Bravo-Nackter oute, nimmt mich auf der Arbeit doch niemand mehr ernst!

Mehr über die BRAVO-Recherche lest ihr in unserem Buch „Nix wie Heimat!
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